Rhön 300 – unfinished business

Rückblick ins letzte Jahr…Paddy und ich fahren in den Süden zur Probefahrt des Storck Aerfast. Doch wir wollten dies mit Radsport kombinieren. Bei der Suche nach Optionen stießen wir auf auf den Rhönradmarathon.

Wurden im letzten Jahr unsere Ambitionen auf die vollen 300km noch durch Zahnentzündungen, Wetter und – vielleicht zu einem kleinen Grad – unsere Fitness auf die „Abkürzung“ mit „nur“ 235km begrenzt. Galt es dieses Jahr die volle Distanz zu gehen.

Am Freitag ging es früh morgens mit gepacktem Auto und inkl. Storck in den Süden – kurz hatte ich noch überlegt, ob ich mich für das Cannondale entscheiden sollte. Immerhin ist es eine ziemliche Strecke und die Überhöhung des Aerfast könnte auf Dauer zu viel sein. Ich entschied schließlich für leichter und aerodynamischer – eine sehr gute Wahl, wie sich zeigte.

Gegen Mittag angekommen ging es an den Zeltaufbau auf der Sportanlage von Schondra – Startort des Radmarathons. Neben Nudeln satt wurde der Tag mit einem freudigen Wiedertreffen gefüllt. Ingo vomm RV Urania Delmenhorst war auch in diesem Jahr Camping Nachbar und eine klasse Gesellschaft. Neben tollen Gesprächen und Tech-Talk, wurde auch gemeinsam Mechanisch und am Samstag auf dem Rad unterstützt.

Den frühen Wecker im Hinterkopf bestand der Plan rechtzeitig schlafen zu gehen – wie auch in Göttingen gelang mir dies nicht…den am nächsten Morgen klingelte der Wecker nach 5h Schlaf um 3:50 Uhr…gähn!

Doch wenigstens waren noch Frühstück und Kaffee vorhanden, anders als im letzten Jahr. Gut gestärkt und frisch gemacht – ging es los…

Startschuss um 6 Uhr auf den 300km langen Radmarathon. Doch war es nicht nur körperlich und geistig eine Tortur, es war leider auch verbunden mit schweren Stürzen. Bereits um 6:20 Uhr rückte ein RTW aus, um einen verletzten Fahrer zu versorgen. Dieser war bei der ersten Abfahrt mit mindestens 60 km/h gestürzt. Auch im weiteren Verlauf soll es einen weiteren Sturz inkl. Helmbruch gegeben haben…laut Veranstalter ginge es aber wohl allen Beteiligten gut…puh!

Mich hätte es tatsächlich auch an einer Stelle beinahe abgeworfen, als ich meine Beine auslockern wollte und gleichzeitig beide Cleats löste. Zum Glück konnte ich mich noch auf dem Rad halten. Und auch der Bienenstich nach über 200 Kilometern konnte mich nicht aufhalten.

Aber es bleiben vor allem die guten Erinnerungen: tolle Landschaften bei bestem Wetter, eine super Strecke, den Stolz sich selbst mental und körperlich überwunden zu haben und dabei Zeit mit netten Menschen zu verbringen.

Nichtsdestotrotz war es ein mentaler Kampf! Bei der Vorbereitung versuchte ich noch so gut wie möglich „Berge“ oder zumindest Anstiege im Norden zu simulieren. Daher pedalierte ich 20mal unseren „Hausberg“ hinauf. Doch nichts im Vergleich zu den bis 23% Steigung, die mich auf der Strecke erwarteten. 34-30 Ratio erweist sich bei einem solchen Anstieg als etwas ambitioniert…Ich gebe zu: es wurden Schlangenlinien gefahren.

Zur Fahrt selber: ca. 40% der Zeit bin ich solo gefahren – nicht zu empfehlen 😉 – habe am Anfang zu viel Kraft gelassen – auf den letzten 80 Kilometern habe ich den Puls kaum im GA1-Bereich halten können – und bin dieses Jahr die komplette Distanz gegangen – 305 Kilometer mit 5100 Höhenmetern. Die ganze Distanz bewältigte ich in 11:30h Fahrzeit und unter 13 Stunden inkl. Pausen. Der Schnitt lag damit 3km/h höher als im letzten Jahr und das auf der längeren Strecke.

Rückblickend lässt sich sagen: hoffentlich nächstes Jahr wieder – dann bestenfalls mit größerer Teamstärke!

Jasper

Tour de Energie – Göttingen

Anfang des Jahres – das erste richtige Radrennen für mich…Aufregung!

Ich war am Vortag als leider einziger Team-Vertreter nach Göttingen gekommen, um die Akkreditierung entspannt und den Wettkampf am Sonntag in Ruhe angehen zu können.

Dabei nutzte ich die Gelegenheit bei einem Time Trial mitzumachen – eine schnelle fliegende Runde auf einem Benotti. Es war ein beeindruckendes Gefühl für mich: gerade in Göttingen angekommen, setzte ich mich mit Straßenklamotten auf ein neues Rad, welches ich nach 2 gefahrenen Runden auf der dritten so schnell wie möglich bewegen sollte und dies bei meinem Debüt auf einer Radrennbahn. Aerodynamik? Nicht vorhanden. Zeit? Egal! Spaß und Motivation für morgen? Maximal…

Nach diesem Vorgeschmack wurde der Nachmittag entspannt bei einer Pizza ausklingen gelassen und das Trikot für den großen Tag vorbereitet.

Und dann war er auch schon da…der erste Wettkampftag. Früh aufgestanden, üppig gefrühstückt und Rad vorbereitet, das war der erste Fahrplan.

Schon wurde zum Start gerollt. Gemeldet mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 31km/h, erwischte ich einen der hinteren Startblöcke. Wie sich herausstellte, war sowohl der Schlachtplan als auch die gemeldete Geschwindigkeit, äußerst konservativ gesteckt.

Als es „endlich“ losging, startete jeder Block mit einem Neutralisierten Start auf den ersten Kilometer. Doch dann ging es endlich los. Etwas zu motiviert und wie von mir bekannt ohne Powermeter fuhr ich die erste Hälfte der Strecke mit einem 37er Schnitt und sprang von einer Kleingruppe zur nächsten. Es machte Spaß und ich kam schnell in einen Rausch. Die Hügel, die Göttingen umgeben fuhr ich schnell und ließ keinen an mir vorbei – im Gegenteil: ich spülte mich an diesen weiter nach vorne. Überrascht war ich davon, bin ich als Kenner des Hamburger Umlandes kaum Anstiege gewohnt.

Gepusht haben mich auch motivierende Nachrichten, die ich während des Rennens auf meinem Garmin empfangen habe. Danke an dieser Stelle für die Motivationsspritzen.

Tribut musste ich dann aber der „Bergwertung“ zollen. Schaffte ich auch diesen Anstieg nach persönlichem Ermessen auch in einer guten Form, merkte ich diesen jedoch auf der verbliebenen Strecke. Leichte Krämpfe begleiteten mich ab diesem Zeitpunkt.

Die Strategie wandelte sich folglich dahin, dass ab sofort an Hinterrädern gelutscht wurde 😉

Ich verbiss mich in die verbliebene Distanz und konnte mich zuletzt in einer 30-Mann Gruppe halten. Durch den kleinen vorbereiteten Spicker am Lenker wusste ich, wann ich mich nach vorne schieben musste, und konnte dann auf den letzten 300 Metern noch einen Sprint fahren.

Nach der ersten Zeit als Solo-Pacer, den Bergtorturen und dem Krampf-Kampf zum Schluss war ich glücklich, aber auch sehr kaputt endlich im Ziel angekommen.

Kurzgefasst war es ein sehr windiges, hügeliges Rennen mit 1200 Höhenmetern, 100 Kilometern, welches ich mit einer Zeit von 3:00:21 Stunden und damit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 33,2 auf dem 95. beendete.

Was ein Einstand in Wettkämpfe! Ich bin motiviert für mehr! Cyclassics ich komme!

Jasper

Rhön 300

Spontanität zahlt sich teils aus…manchmal nicht.

Zwei Stunden vor Meldeschluss gab es die kurzfristige Anmeldung für den Rhön 300 Radmarathon. Einen touristischen Rundkurs mit bis zu 305km und knapp unter 5000 Hm in seiner größten Ausführung.

Als naive Nordlichter wählten wir natürlich genau diese Strecke – hieß doch die Veranstaltung bereits Rhön 300.

Doch neben der gewissen Portion Naivität kamen noch ein paar Steinchen hinzu, die uns in den Weg fielen.

Knapp fünf Tage vor der Veranstaltung erlitt Patrick eine Zahnentzündung und versuchte diese durch Antibiotika zu kurieren [, was überraschend gut funktionierte]; knapp zwei Tage vor dem Start verdichtete sich die Schlechtwettermeldung [starker Regen ab 14:00 Uhr] und am Wettkampfstag gab es vor dem Start keinen Kaffee mehr…

Folge: Start mit dem Gedanken: „das kann ja heiter werden…“

Wir hatten in Camper und Zelt eine eher kurze und wenig erholsame Nacht verbracht, ehe es um 5 Uhr ans Aufstehen und Vorbereiten der Fahrräder ging.

Hier zeigte sich erstmals während des Marathons unsere Naivität: davonausgehend, dass es genug und gute Verpflegung entlang der Strecke geben sollte, packten wir nur sparsam Proviant ein – schließlich gelten in den Bergen die bekannten weight savings…außerdem gab es nur ein sehr spärliches Frühstück – beim nächsten Mal vielleicht einfach mehr essen.

Nichtsdestotrotz ging es für uns um 6:15 Uhr los auf die Strecke. 

Die ersten Kilometer sollten relativ flach und technisch leicht sein und wie es sich für Team #deichballern gehört, setzten wir uns an die Spitze und diktierten für knappe sieben Minuten das Tempo im Feld…dann kam der erste Anstieg. 

Eins haben wir genau hier bemerkt: Flachlandballermann qualifiziert lange nicht zur Berggazelle. Den Rückstand, den wir uns hier einhandelten konnten wir jedoch schnell in der ersten Abfahrt aufholen – Tempo können wir. Gleichzeitig zeigte es uns aber auf, wo es für den Rest des Tages hingehen würde:

Berg auf und Berg ab – die maximalen Steigungen, die uns erwarten sollten, betrugen bis zu 13%, der höchste Punkt auf der Route lag bei knapp 950 Hm ü.N. und wir schafften innerhalb unserer 10h Fahrtzeit die halbe Strecke zum Everest.

An dieser Stelle sei erwähnt: die vollen 300km haben wir nicht geschafft, aber wir haben einen starken Fight und Biss – trotz der Zahnprobleme 😉 – gezeigt und haben unseren ersten Radmarathon mit 235km und einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von knapp über 23km/h durchgestanden.

Und obwohl es sich im allerersten Moment nicht wie der komplette Sieg angefühlt hat, bin ich heute – mit zwei Tagen Abstand – wahnsinnig stolz auf uns und auf das, was wir geschafft haben.

Denn der schönste Moment des Tages kam auf den letzten Metern: Arm in Arm rollten wir auf die Zielgerade zu, erschöpft, strahlend, müde, stolz und begrüßt vom Kommentator: „Und hier kommen sie…das Team WITAL mit Patrick Rohde und Jasper Meyer…starke Leistung ihr beiden!“ 

Diesen Moment, hätte ich zu gerne auf Video, aber ich werde ihn vermutlich noch eine ganze Weile im Kopf behalten.

Daher freue ich mich schon auf die nächsten Veranstaltungen des Teams – dann vermutlich etwas weniger spontan und mit stärkerer Besetzung.

In diesem Sinne, macht es gut und Kette rechts!

Jasper